Coronavirus: Durch Pandemie drohen steigende Strompreise

Der weitgehende Stillstand der Wirtschaft wegen der Coronavirus-Pandemie hat den Energieverbrauch einbrechen lassen. Die Nachfrage nach Öl und Strom ist stark gesunken und mit ihr die Preise. Doch absurderweise drohen den deutschen Haushalten gerade dadurch steigende Strompreise. Haus & Grund Rheinland Westfalen setzt sich deswegen für Entlastungen ein.

Der weitgehende Stillstand der Wirtschaft wegen der Coronavirus-Pandemie hat den Energieverbrauch einbrechen lassen. Die Nachfrage nach Öl und Strom ist stark gesunken und mit ihr die Preise. Doch absurderweise drohen den deutschen Haushalten gerade dadurch steigende Strompreise. Haus & Grund Rheinland Westfalen setzt sich deswegen für Entlastungen ein.

Düsseldorf. Die Coronavirus-Pandemie hat die Stromnachfrage in Deutschland einbrechen lassen, die Großhandelspreise für Elektrizität sind entsprechend gefallen. Trotzdem – beziehungsweise gerade deshalb – drohen jetzt jedoch deutlich steigende Strompreise. Denn: Dauerhaft geringe Großhandelspreise für Strom lassen die EEG-Umlage steigen. Mit dieser Rückkopplung sorgt die Ökostromförderung dafür, dass die Betreiber von Windkraft-, Solar- oder Biomasseanlagen weiterhin die zugesicherte Vergütung für ihren Strom erhalten.

Aktuell beträgt die EEG-Umlage 6,8 Cent pro Kilowattstunde. Die Berater von Enplify haben jetzt nach Berichten der FAZ verschiedene Szenarien durchgerechnet und festgestellt: Nur im günstigsten Fall bliebe die EEG-Umlage konstant. Wenn der Preis an der Strombörse aber noch wochenlang so niedrig bleibt, könnte die EEG-Umlage im schlimmsten angenommenen Fall um bis zu 20 Prozent steigen. Das wären dann 8,3 Cent pro Kilowattstunde.

Niedrige Stromnachfrage lässt EEG-Umlage steigen

Beim Strom wird die Mehrwertsteuer auch auf die im Preis enthaltenen Abgaben fällig. Die EEG-Umlage ist deswegen für ein Viertel des Strompreises verantwortlich – also ein erheblicher Kostenfaktor. Verbrauchern droht mithin deutlich ein steigender Strompreis. Hinzu kommt, dass laut Enplify auch die Umlage nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, die Offshore-Umlage und die Kosten für den Ausbau der Stromnetze im kommenden Jahr weiter steigen dürften.

Die Vorhersagen der Fachleute wiegen besonders schwer, weil sie auch schon bereits geplante Entlastungen für den Strompreis beinhalten. Beispielsweise sollen die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung für fossile Brennstoffe dazu eingesetzt werden, die EEG-Umlage zu senken. Vor der Corona-Pandemie war die Vorstellung: Statt des vorhergesagten Anstiegs auf 7,3 Cent sollte die EEG-Umlage auf 5,8 Cent sinken.

Coronavirus darf nicht zum Stillstand der Energiewende führen

Die Corona-Situation könnte hier die Kalkulation verändern. So warnen die Experten von Enplify: Falls die Politik die Einführung der CO2-Bepreisung wegen der Corona-Pandemie verschieben sollte, besteht die Gefahr, dass die EEG-Umlage sogar auf 9,8 Cent in die Höhe schnellt. Vor dem Hintergrund der schon heute hohen Belastung der Bevölkerung durch die europaweit einzigartig hohen Stromkosten in Deutschland kann das als Warnung verstanden werden: Trotz – oder gerade wegen – der Pandemie sollte die Klima- und Energiepolitik nicht still stehen.

Zu tun gibt es in diesem Bereich genug – darauf hat auch Haus & Grund Rheinland Westfalen jetzt hingewiesen. Der Eigentümerverband hat sich gestern Mittag (22. April 2020) per E-Mail an NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart gewandt. Dabei empfahl der Landesverband zwei wesentliche Ergänzungen der Energiewende im Gebäudebereich: Eine erweiterte Abwrackprämie für den Austausch alter Ölheizkessel und eine Vereinfachung beim Mieterstrom.

Mieterstrom und Heizungsaustausch rentabel gestalten

Die seit diesem Jahr geltende Förderung für den Austausch alter Ölheizungen stellt zu strenge Bedingungen, sie ist damit für viele Eigentümer kein Anreiz zum Umstieg. Denn sie müssten zumindest anteilig auf erneuerbare Energiequellen setzen, was jedoch im Gebäudebestand nur eingeschränkt möglich ist. Hohen Kosten stünden geringe CO2-Einsparungen gegenüber. Ein Ersatz alter Heizungen durch moderne Gasbrennwerttechnik – nur in Gebieten mit vorhandener Gasleitung – könnte jedoch 14 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

Eine generelle Abwrackprämie für alte, fossil betriebene Heizungen könnte dieses Potential heben. Wer dagegen auf eine Heizung auf erneuerbare Energieträger umstellt, sollte per Zuschuss vom Staat die gesamten Mehrkosten im Vergleich zum konventionellen System erstattet bekommen. Eine Entlastung der Bürger bei den Energiekosten wäre auch direkt bei den Stromkosten möglich: Vermieter sollten Mietern direkt Strom vom eigenen Solardach liefern dürfen, ohne dadurch rechtlich gesehen – wie bislang – zum Stromversorger zu werden.

Dadurch entsteht den Vermietern derzeit neben einem hohen bürokratischen Aufwand nämlich auch ein kaum kalkulierbares wirtschaftliches Risiko. Deswegen wird Mieterstrom bislang kaum angeboten. Haus & Grund Rheinland Westfalen setzt sich dafür ein, dass Vermieter die Stromlieferung einfach über die Betriebskostenabrechnung mit ihren Mietern verrechnen können. Die Mieter würden dann von niedrigeren Stromkosten profitieren.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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