Junggeselle: Vor allem junge Männer und ältere Damen leben oft allein.
Sehr viele Menschen in Nordrhein-Westfalen leben allein. Inzwischen ist der Anteil der Einpersonenhaushalte auf 40 Prozent geklettert – deutlich mehr als noch vor 20 Jahren. Das hat unterschiedliche Gründe und die Einpersonenhaushalte verteilen sich nicht gleichmäßig auf Land und Altersgruppen. Das zeigen die jüngsten Zahlen. Die Situation hat Auswirkungen auf die Wohnungsmärkte.
Düsseldorf. Die amtliche Statistik hat in Nordrhein-Westfalen im letzten Jahr insgesamt 8,72 Millionen Haushalte gezählt. Davon waren 3,5 Millionen Einpersonenhaushalte. Demnach bestanden 40 Prozent der Haushalte in NRW aus nur einer Person. Demgegenüber kamen Zweipersonenhaushalte auf einen Anteil von 33,9 Prozent, Dreipersonenhaushalte auf 9,9 Prozent und Haushalte mit vier oder mehr Angehörigen waren mit 4,4 Prozent eine Seltenheit.
Das hat das Statistische Landesamt IT.NRW jetzt mitgeteilt. Die Zahlen stammen aus dem Mikrozensus 2023. Diese kleine Erhebung findet seit 1957 jedes Jahr statt. Dabei wird ein Prozent der Landesbevölkerung stichprobenartig befragt. Die gewonnenen Daten ermöglichen eine interessante Einschätzung der aktuellen Wohnsituation der NRW-Bevölkerung, die auch Hinweise auf die Entwicklung am Wohnungsmarkt gibt.
In Großstädten besonders viele Einpersonenhaushalte
Es zeigt sich, dass der Anteil der Einpersonenhaushalte in großen Städten besonders hoch und auf dem Land besonders klein ist. So kommen Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern nur auf einen Anteil der Einpersonenhaushalte von 32,3 Prozent. In Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern sind es dagegen 46,7 Prozent. Sprich: In Metropolen wie Köln, Düsseldorf oder Essen lebt in fast jedem zweiten Haushalt lediglich eine einzelne Person. Umgekehrt ist es bei den großen Haushalten.
Haushalte mit 4 und mehr Angehörigen kommen in den kleinen Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern auf einen Anteil von 5,2 Prozent, in den Metropolen hingegen nur auf 3,6 Prozent. Vierpersonenhaushalte liegen in den kleinen Gemeinden bei einem Anteil von 10,8 Prozent, in den Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern sind es nur 8,5 Prozent. Die kreisfreien Städte mit dem größten Anteil an Einpersonenhaushalten waren Aachen mit 54,7 Prozent, Münster mit 51,3 Prozent und Köln mit 48,3 Prozent.
Junge Männer und alte Frauen leben am häufigsten allein
Die niedrigsten Anteile von Einpersonenhaushalten fanden sich in den Landkreisen Coesfeld mit 31,3 Prozent, Viersen mit 31,7 Prozent und Gütersloh mit 31,8 Prozent. Interessante Unterschiede zeigt die Statistik auch bei der Altersstruktur der Einpersonenhaushalte. Mit 37,9 Prozent war die größte Gruppe der Alleinlebenden älter als 65 Jahre. Die 35-49 Jahre alten Menschen machten mit 14,9 Prozent die kleinste Gruppe der Alleinlebenden aus. Die 18 bis 34 Jährigen kommen auf einen Anteil von 23,2 Prozent, 24 Prozent fällt in die Altersgruppe der 50-64-Jährigen.
Dabei gibt es große Unterschiede zwischen Männern und Frauen. In der Altersgruppe der 35-49-Jährigen fanden sich mit 9,2 Prozent unterdurchschnittlich wenige Frauen. Dagegen ist in der Altersgruppe Ü65 gut die Hälfte (50,9 Prozent) der Alleinlebenden weiblich. Das dürfte mit der geringeren Lebenserwartung der Männer zu tun haben: Oft stirbt der Ehemann zuerst, die Witwe bleibt allein in der ehelichen Wohnung zurück. Im Gegensatz dazu leben Männer vor allem in jungen Jahren oft allein, 29,4 Prozent der Singlehaushalte in der Altersgruppe 18-34 sind männlich.
Allerdings zeigen sich auch bei der Altersstruktur regionale Unterschiede. In Großstädten haben die Alleinlebenden eine jüngere Altersstruktur als in den kleinen Gemeinden. So liegt der Anteil der Singlehaushalte im Alter von 18-34 Jahren in den kleinen Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern nur bei 14,7 Prozent, in den Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern dagegen bei 28,3 Prozent. In den kleinen Gemeinden sind 44,8 Prozent der Alleinlebenden älter als 65, in den Metropolen nur 32,2 Prozent.
Vielzahl der Einpersonenhaushalte befeuert Wohnraummangel
Diese Bevölkerungsverteilung hat unterschiedliche Ursachen und ist mit für die Schwierigkeiten auf den Wohnungsmärkten verantwortlich. Wie berichtet steigt die Wohnfläche pro Person in NRW seit Jahren an, weil die zunehmende Zahl an Einpersonenhaushalten oftmals in zu großen Wohnungen leben muss – Einzimmerwohnungen hatten im Jahr 2022 (jüngste verfügbare amtliche Zahlen) in NRW einen Anteil von 3,2 Prozent am gesamten Wohnungsbestand.
Zweizimmerwohnungen kamen nur auf einen Anteil von 10,3 Prozent. So müssen zwangsläufig viele Einpersonenhaushalte in zu großen Wohnungen leben und geraten dann selbst bei günstigen Quadratmeterpreisen leicht in die Situation, sich von den Wohnkosten stark belastet zu fühlen. Zugleich bedeutet die steigende Zahl von Einpersonenhaushalten in den letzten 20 Jahren (im Jahr 2003 waren es erst 36 Prozent aller Haushalte) auch eine steigende Zahl der Haushalte insgesamt (2003: 8,3 Mio., 2023: 8,7 Mio.). Dies ist ein wesentlicher Grund für den mancherorts eingetretenen Wohnungsmangel.
Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.
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